Was ist eine Privatinsolvenz?

Die Privatinsolvenz (offiziell: Verbraucherinsolvenzverfahren) ist ein gerichtliches Verfahren zur Schuldenbereinigung für natürliche Personen, die nicht selbstständig tätig sind oder deren selbstständige Tätigkeit so überschaubar ist, dass sie die vereinfachten Voraussetzungen erfüllen.

Voraussetzungen für die Privatinsolvenz

Um eine Privatinsolvenz beantragen zu können, müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein:

1. Zahlungsunfähigkeit

Sie müssen zahlungsunfähig sein, das bedeutet:

  • Sie können Ihre fälligen Verbindlichkeiten nicht bezahlen
  • Das verfügbare Einkommen reicht nicht zur Deckung der laufenden Kosten
  • Es ist keine kurzfristige Besserung der finanziellen Situation absehbar

2. Außergerichtliche Einigung gescheitert

Vor dem Insolvenzantrag müssen Sie versucht haben, sich außergerichtlich mit Ihren Gläubigern zu einigen. Dazu gehört:

  • Erstellung eines Schuldenbereinigungsplans
  • Vorlage des Plans bei allen Gläubigern
  • Dokumentation der gescheiterten Einigungsversuche

Wichtiger Hinweis

Eine anerkannte Schuldnerberatungsstelle kann Sie bei der außergerichtlichen Einigung unterstützen und die notwendigen Bescheinigungen ausstellen.

Ablauf der Privatinsolvenz

Das Privatinsolvenzverfahren gliedert sich in drei Hauptphasen:

Phase 1: Eröffnungsverfahren (3-6 Monate)

  • Antragstellung beim zuständigen Amtsgericht
  • Prüfung der Voraussetzungen durch das Gericht
  • Bestellung eines Insolvenzverwalters
  • Verzeichnis aller Gläubiger und Schulden

Phase 2: Insolvenzverfahren (ca. 1 Jahr)

  • Verwertung des vorhandenen Vermögens
  • Verteilung der Erlöse an die Gläubiger
  • Berichtstermin und Schlusstermin

Phase 3: Wohlverhaltensperiode (3 Jahre)

  • Abtretung des pfändbaren Einkommens
  • Erfüllung der Obliegenheiten
  • Meldung von Adress- und Einkommensänderungen
  • Abführung der Hälfte unerwarteter Vermögenszuwächse

Kosten der Privatinsolvenz

Die Kosten einer Privatinsolvenz setzen sich zusammen aus:

  • Gerichtskosten: Je nach Vermögen zwischen 0 und mehreren hundert Euro
  • Treuhänderkosten: Während der Wohlverhaltensperiode
  • Beratungskosten: Für außergerichtliche Einigung und Begleitung

Achtung

Bei geringem Einkommen können Sie Verfahrenskostenhilfe beantragen. Die Kosten werden dann gestundet oder erlassen.

Auswirkungen der Privatinsolvenz

Eine Privatinsolvenz hat verschiedene Auswirkungen auf Ihr Leben:

Positive Auswirkungen:

  • Schutz vor Zwangsvollstreckung
  • Restschuldbefreiung nach 3 Jahren
  • Planungssicherheit und Neuanfang
  • Keine neuen Zinsen und Gebühren

Negative Auswirkungen:

  • Eintrag in die SCHUFA für 3 Jahre nach Verfahrensende
  • Einschränkungen bei Kreditaufnahme
  • Pfändung des Einkommens oberhalb der Pfändungsfreigrenzen
  • Meldepflichten während der Wohlverhaltensperiode

Tipps für eine erfolgreiche Privatinsolvenz

  1. Frühzeitige Beratung: Lassen Sie sich rechtzeitig von einer anerkannten Schuldnerberatung beraten
  2. Vollständige Unterlagen: Stellen Sie alle erforderlichen Dokumente zusammen
  3. Ehrlichkeit: Verschweigen Sie keine Vermögenswerte oder Schulden
  4. Obliegenheiten erfüllen: Halten Sie sich strikt an alle Vorgaben
  5. Dokumentation: Bewahren Sie alle wichtigen Unterlagen auf

Fazit

Die Privatinsolvenz ist ein wirksames Instrument zur Entschuldung, erfordert aber eine sorgfältige Vorbereitung und Einhaltung aller Vorgaben. Mit professioneller Unterstützung können Sie erfolgreich den Weg in die finanzielle Freiheit gehen.

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